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Tipps und Tricks rundum das Publizieren

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Der Titel der Session „How to get published“ steht ja eigentlich schon für sich selbst und so dreht sich in dieser einstündigen Vortragsreihe im Kuala Lumpur Convention Center wenig überraschend alles u.a. um die Fragen: Wie kann ich einen Aufsatz in einer Fachzeitschrift platzieren? Nach welchen Kriterien wähle ich eine geeignete Fachzeitschrift aus? Und wie gehe ich eigentlich am besten mit der Zurückweisung meines Aufsatzes um? Letzteres, das kann ich vorab verraten, ist eine durchaus berechtigte Frage, wenn nicht sogar eine der allerwichtigsten, denn oftmals ist die acceptance rate, also die Wahrscheinlichkeit, dass der eigene Aufsatz für die Publikation freigegeben wird, ziemlich niedrig. Welche Tipps und Tricks Expert*innen für uns auf Lager haben, lesen Sie hier.

Warum sollte ich überhaupt Publizieren? So lautet die Einstiegsfrage der Session und die Antwort, die Seamus Ross, Mitglied des Redaktionsausschusses des IFLA Journals, darauf gibt, leuchtet natürlich sofort ein: Unsere Feststellungen, Erfahrungen und Entdeckungen miteinander zu teilen ist notwendig, damit wir voneinander lernen können. Denn die Alternative wäre, den Lernprozess immer wieder von vorne zu beginnen. Das kostet Zeit (und Zeit kostet bekanntlich ja auch Geld). Unser Wissen hat für andere mitunter großen Wert – auch wenn wir das selbst vielleicht gar nicht so einschätzen. Und natürlich darf auch nicht außer Acht gelassen werden, dass das Publizieren uns selbst helfen kann. Zum Beispiel dann, wenn Fördergelder vergeben werden und wir für uns und unsere Institution Werbung machen müssen, um überhaupt in die engere Auswahl zu kommen oder gar das Rennen zu machen.

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Der Wissenschaftsverlag SAGE bewirbt – natürlich – auf dem WLIC die Fachzeitschrift IFLA Journal.

Aber wie finde ich eine geeignete Zeitschrift und wie gehe ich das Schreiben überhaupt an? Ross rät, die Auswahl der Fachzeitschrift von verschiedenen Faktoren abhängig zu machen. Welche Leserschaft konsumiert diese Zeitschrift? Handelt es sich um die Zielgruppe, für die mein Thema interessant ist? Und auch im eigenen Sinne kann interessant sein: Welchen impact factor, also grob gesagt, welchen Einfluss hat eine Fachzeitschrift in der wissenschaftlichen Community? Bevor wir publizieren möchten, sollten wir uns über all dies Gedanken machen. Im nächsten Schritt geht es dann um unsere eigentliche Arbeit, unsere Botschaft. Stellen Sie sich die folgenden Fragen: Habe ich eine Geschichte, die ich erzählen möchte? Habe ich fundierte Daten, die meine Annahmen unterstreichen? Und: Ist meine Geschichte fesselnd für den Leser? Dies hängt natürlich auch davon ab, wie gut sie strukturiert ist.

Sind wir überzeugt davon, eine Fachzeitschrift gefunden und alle bisherigen Fragen positiv beantwortet zu haben, können wir unser Manuskript vorbereiten. Auch dabei muss so einiges beachtet werden. Wir benötigen Einverständniserklärungen für etwaige Copyrights, müssen Plagiate ausschließen (ganz wichtig!) und alle Autor*innen korrekt angeben. Die Finanzierung muss sichergestellt sein und ebenso, dass es keine Interessenskonflikte mit anderen Parteien gibt. Wenn wir alle diese Punkte abgehakt haben, dann sollten wir uns versichern, die Kriterien für die Einsendung zu erfüllen. Welche Zitationsregeln gibt der Verlag vor? Gibt es ein Zeichenlimit? Habe ich an den Abstract gedacht, an die Keywords? Oftmals wird auch ein Motivationsschreiben verlangt. All diese Informationen sollten auf der Webseite des Verlags zu finden sein.

Aber wir sind nicht die einzigen, die mit so einer Publikation viel zu schaffen haben. Auch die Redakteur*innen, die unsere Aufsätze gegenlesen, stecken jede Menge Arbeit in das Lektorat. Beim IFLA Journal, so berichtet Steve Witt, Chefredakteur, werden in der Regel 30 Tage benötigt, um einen Aufsatz zu prüfen. Auch die Redaktion stellt sich eine Vielzahl Fragen: Passt dieser Aufsatz zu unserer Zeitschrift? Welchen Mehrwert bringt er uns? Welche Informationen fehlen, welche Passagen sollten noch besser erklärt werden? Und unser Aufsatz wird nicht nur von ihr gegengelesen. Er erhält auch eine sogenannte peer review, ein Kreuzgutachten. Dazu wird unser Aufsatz einer internen Person aus dem Redaktionsausschuss sowie einer externen Person des Fachgebietes zur Verfügung gestellt. Sie geben uns ein Feedback zu unserer Arbeit und machen Verbesserungsvorschläge, wie wir unseren Aufsatz optimieren können und müssen. Ein Kreislauf des Begutachtens, Korrigierens, Neueinsendens und wiederum Begutachtens beginnt. Unter Umständen, erklärt Witt, kann solch ein Revisionsprozess mehrere Monate dauern – und selbst dann ist nicht klar, ob unser Aufsatz veröffentlicht wird. So beträgt die Wahrscheinlichkeit beim IFLA Journal derzeit etwa 31%. Ganz recht. 69% aller Beiträge werden abgelehnt. Das ist ziemlich frustrierend, oder? Aber kein Grund aufzugeben!

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Steve Witt, Chefredakteur des IFLA Journal, erklärt den Prozess des Publizierens.

Rückschläge sollten wir nutzen, um an ihnen zu wachsen. Seamus Ross betont, dass es nicht die Aufgabe (und auch nicht das Ziel) der Redaktion sei, den Verfasser oder die Verfasserin zu Fall zu bringen. Ein guter Redakteur bzw. eine gute Redakteurin möchte Sie dabei unterstützen, einen guten Aufsatz abzuliefern. Und auch der Konakt zum peer reviewer kann uns inhaltlich ganz neue Perspektiven eröffnen. Es liegt dann an uns, unsere Arbeitsweise kontinuierlich zu verbessern, ggf. unsere Datenbasis zu vergrößern, effizienter zu argumentieren und unsere Botschaft sowie ihre Struktur im Blick zu behalten.
Auch Janine Schmidt, Redakteurin der IFLA Publication Series, nutzt die Gelegenheit uns Mut zu machen. Eine Kollegin gibt zu, sich unsicher zu fühlen. Sie glaube, die Themen, über die sie schreiben möchte, seien nicht fortschrittlich genug, nicht veröffentlichungswürdig. Schmidt rät: „Start small. Start working with colleagues, rather than working alone.“ – Machen Sie kleine Schritte und arbeiten mit anderen zusammen, anstatt sich alleine durchzuschlagen. Schmidt, erfahren und eloquent, spricht denn auch den – meiner Meinung nach – schönsten Satz dieser Session, als sie sagt, schon von berufs wegen stünden wir Bibliothekar*innen in der Pflicht, unser Wissen zu teilen. In diesem Sinne: Fassen Sie sich ein Herz – und greifen zur Feder!

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